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Papa "im Wochenbett" - So können Männer ihre Frauen und Babys im Wochenbett optimal unterstützen - wenn wir sie lassen!

Vor einiger Zeit hatten wir Besuch von einer Freundin und ihrem neuen Freund - der erzählte uns, dass sein Kumpel kürzlich ein Baby bekommen hat - besser gesagt dessen Frau. Diese lag im Krankenhaus (ganz klassisch eben, wie sich das für eine Frau nach einer Geburt gehört) während ihr Mann mit seinen Freunden die Ankunft des Babys feierte, mit dem Kindlbier (In Österreich, Teilen Bayerns etc. recht bekannt). für den Freund meiner Freundin etwas ganz Normales - mich stimmt so etwas eher traurig, ich fühle Enttäuschung und Wut für die Frau.

 

Ich bin so etwas aber auch nicht gewöhnt, habe ein sehr liebevolles, neumodisches Exemplar von Mann zuhause, der garnicht auf die Idee käme, mit Alkohol und Freunden die Ankunft seines Kindes zu feiern, sondern mit seiner Frau die ersten Momente, die erste Zeit zu genießen und sie zu unterstützen wo es nur geht. Vielleicht kommt es mir auch deshalb seltsam vor, dieser Brauch...altmodisch, nicht mehr zeitgemäß empfinde ich es. "Jeah, ich habe ein Baby gezeugt" Kommt trinkt mit mir drauf!" so höre ich den Vater da rufen, teilweise haben die Männer da aber auch selbst garnicht so große Lust darauf, aber "man macht es halt so, die Freunde warten schon, es ist halt Brauch" - Allgemein scheint mir aber manchmal das Rollenbild des frisch gebackenen Vaters noch etwas altmodisch - Zeit für´s Umdenken, finde ich.

Wenn Mama und Baby dann nachhause kommen, sei es direkt nach der Geburt, oder wie meist noch üblich, nach einigen Tagen Krankenhausaufenthalt, hört man dann oft auch noch davon, dass die Männer keine große Stütze sind - entweder haben sie nur wenige Tage Urlaub genommen, oder müssen gleich wieder arbeiten. Natürlich kann nicht jeder 2 Monate Elternzeit nehmen, man muss es sich leisten können und als Selbstständiger gehts auch nicht. Aber ich kann sie nur wirklich jedem Papa empfehlen, wenn es irgendwie möglich ist, nehmt eure 2 Monate Elternzeit. Das Geld, das einem fehlt kann man evtl. vorher ansparen, sich ausleihen - wie auch immer - aber es ist jeden Cent wert. Vorausgesetzt, die Elternzeit wird dann auch vom Papa dafür genutzt, wofür sie da ist - nämlich um seine Frau zu unterstützen, es zu ermöglichen, dass diese nur im Bett/auf der Couch mit Baby kuscheln kann und um auch selbst das neue kleine Wesen kennen zu lernen und eine enge Bindung aufzubauen. Doch viele Männer nutzen die Elternzeit dann stattdessen zum Hausbau, Umbau, Anbau, Gartenarbeit oder für Aktivitäten unterwegs mit Freunden...Und viele Männer sind ihren Frauen trotzdem keine große Hilfe, im Gegenteil, die Frauen haben das Gefühl, noch mehr Arbeit zu haben, weil '"er alles stehen und liegen lässt und sich um nichts kümmert"

 

Jetzt möchte ich hier garnicht die Männer klein reden und schimpfen, die können meist noch nicht mal etwas dafür. Ich denke es ist ein Problem, das aus der Gesellschaft kommt, das klassische Rollenbild von Mann und Frau ist noch weit verbreitet, es kommt darauf an wie Jungs und junge Männer das auch zuhause erleben dürfen bei ihren Eltern und es kommt auf die Kommunikation zwischen Frau und Mann an - dem Mann auch etwas zutrauen, Aufgaben aus der Hand geben...Sind wir mal ehrlich, da tun wir Frauen uns doch oft schwer...

 

Man hört und liest, wir Frauen kochen teilweise sogar Essen vor für unsere Männer, hochschwanger stehen wir also in der Küche und kochen zusätzlich, damit der Mann auch ja nicht verhungert, während wir mal ein paar Tage im Krankenhaus sind. Oder wir lassen unsere Mütter Essen liefern an unseren hungrigen Mann...Denn wenn Frau nichts macht, macht es niemand. Doch wenn wir unserem Mann immer wieder zu verstehen geben "Ich mach das schon, ich kann das ohnehin besser. Bevor du es nicht auf die Reihe kriegst, erledige ich das für dich...du hast eh zwei linke Hände, ich muss dir eh nur hinterher räumen" - dann wird er selbst auch irgendwann davon ausgehen dass er es nicht kann.

 

Stattdessen müssen wir ihm zeigen "Du das ist nicht so schwer, du kannst das auch, komm ich zeig es dir und wenn du es nicht gleich verstehst, dann frag mich einfach,wenn es sein muss auch 10x" .

Ihm einen Spickzettel schreiben (so hatten wir zum Beispiel lange Zeit an den Schrankfächern Beschriftungen welche Wäscheteile dort hinein gehören - dafür hat mein Mann die Wäsche früher sogar noch gebügelt (haben wir schon lange aufgehört, braucht kein Mensch) und gefaltet und eingeräumt) Und man sollte sich auch darauf einstellen, dass der Haushalt evtl. dann anders gemacht wird, als man es selbst tut. Es fällt natürlich auch kein Meister vom Himmel...Aber ich bin überzeugt davon:

JEDER MANN KANN DAS!!!

Natürlich braucht es den Willen, die Partnerin zu unterstützen und zu entlasten, aber ich denke die meisten Männer haben den heutzutage, wenn sie sich gemeinsam mit ihrer Frau für ein Kind entscheiden. Wir müssen sie nur mit einbeziehen, ihnen zeigen, dass es jetzt Dinge gibt, die sie tun können, um uns zu entlasten...Ihnen das überhaupt erst mal bewusst machen, wenn es bisher anders lief und sie zuhause nichts machen mussten. Das kann schon während der Schwangerschaft gemacht werden. Zusammen kochen, zusammen die Waschmaschine befüllen und einstellen...Gemeinsam Bad putzen...Und auch wenn man dann im Wochenbett ist, kann man von Couch/Bett aus ganz wunderbar erklären und miteinander sprechen. Zwischendurch gibt es gemeinsame Kuschelpausen und nach ein paar Tagen oder Wochen, wenn Mami wieder fitter ist, kann ja auch Mami mal kochen, putzen, waschen - während Papi mit Baby kuschelt. Das denk ich, tut auch den Vätern gut - wenn sie merken, aha, ich werde gebraucht, ich kann etwas tun für meine Familie, ich bin wichtig.

 

Wenn wir unseren Männern immer das Gefühl geben, sie hätten ohnehin zwei linke Hände und können nix und sind sowieso zu doof für Haushalt, dann werden sie sich auch genau so fühlen und verhalten. Und wir Frauen werden dann meist frustriert sein und jammern, dass das Wochenbett so stressig ist, wir garnix auf die Reihe bekommen , die Zeit mit Baby nicht genießen können und im Keller sich die Wäsche stapelt...

Was sich wohl die meisten Frauen im Wochenbett wünschen...

Ja es gibt natürlich Frauen, die sagen - "Ach du, Liebling - schön dass du bei der Geburt deines Kindes dabei warst (oder uns danach besucht hast) - aber jetzt hinfort mit dir, ich will meine Ruhe hier in meinem Krankenhauszimmer genießen, nur ich und das Baby" (und die Bettnachbarin mit Baby sowie das Krankenhauspersonal) und es ist vollkommen okay für sie, dass ihr Mann jetzt zuhause feiert mit Freunden und Bier. Und wenn sie nachhause kommen, wuppen sie Haushalt und Baby schon ganz alleine oder haben Mutter, Tante, Freundin, Oma die ihnen hilft und möchten das auch, von anfang "Außenstehende" im Haushalt...Papi geht wieder arbeiten oder sitz beim zocken auf der Couch, alles super.

 

Doch ich schätze mal, die wenigsten Frauen wünschen sich genau das. Viele bleiben einfach im Krankenhaus, weil sie wissen, sie würden zuhause keine Unterstützung durch ihren Mann erfahren, nur noch mehr Arbeit haben...Viele haben von Anfang an z.B. ihre Mutter bei sich, damit diese unterstützt, auch wenn es Ihnen vielleicht anders lieber wäre. (Wie oft führt genau das zu Stress und Streit, aber das würde wohl einen eigenen Artikel füllen und wird wohl auch mal einer werden.)

 

Doch insgeheim wünschen sich die meisten Frauen, die sich für eine Krankenhausgeburt entscheiden wohl auch eher, nach der Geburt nachhause zu können und TROTZDEM ihre Ruhe mit Baby genießen zu können, umsorgt zu werden in der heiligen Zeit des Wochenbetts und auch Zeit zu dritt verbringen zu können - mit Papa und Baby (und eventuellen Geschwisterkindern). Oder, wenn sie im Krankenhaus bleiben müssen, dass Papa mit Ihnen die Zeit dort verbringt, evtl. in einem Familienzimmer - ohne Bettnachbarin...

Deshalb meine Tipps an alle Frauen da draußen, die gern Unterstützung hätten in Schwangerschaft und Wochenbett:

traut es euren Männern zu, Aufgaben im Haushalt zu übernehmen

 

gebt die Verantwortung ab

 

seid geduldig

 

erwartet nicht haargenau dasselbe Ergebnis, als wenn ihr es gemacht hättet

 

erwartet nicht, dass euer Mann weiß, was zu tun ist, sowie ihr es wisst - ihr müsst es schon genau erklären und geduldig aufkommende Fragen beantworten.

 

macht das alles wenn möglich, ab sofort :-) auch wenn ihr vielleicht noch nicht einmal schwanger seid - oder eben spätestens in der Schwangerschaft. So könnt ihr es noch "Üben" vor dem "Ernstfall"

 

verabschiedet euch von euren zu hohen Ansprüchen des perfekten Haushaltes, den gibt es mit Kindern nicht, schon garnicht im Wochenbett

 

achtet nicht nur auf euch und euer Baby, sondern auch auf den frisch gebackenen Papi - wie geht´s ihm, wie ist seine Stimmung, was braucht er gerade...Sagt ihm auch mal, er soll sich hinsetzen und "ruhe" geben - meiner hat nur noch Haushalt gemacht

Meine Tipps an alle Männer da draußen, die bisher noch nichts im Haushalt gemacht haben (machen durften) und ihre Frau aber gern unterstützen würden in Schwangerschaft und Wochenbett:

Nehmt Anteil an der Schwangerschaft eurer Frau, begleitet sie wenn möglich zu den Frauenarztterminen

erkundigt euch gemeinsam darüber, wie Schwangerschaft und Geburt verlaufen und was im Wochenbett wichtig ist für Mami und Baby, was wichtig ist für den Stillstart etc.

 

Überlegt gemeinsam, wie ihr das Wochenbett gestalten wollt und welche Aufgaben ihr Väter dabei übernehmen könnt, wie ihr eure Frau dann unterstützen könnt im Haushalt etc.

 

Wenn ihr euch entschieden habt, wenig oder keinen Besuch zu empfangen, übernehmt die Aufgabe, die Besuche zu organisieren und auch wieder zu beenden, sprich die Leute freundlich zur Türe geleiten oder aber ungebetenen Besuch garnicht erst zu empfangen, das kann man auch schon in einer Rundmail, dass das Baby da ist, höflich formulieren.

Haltet allgemein alles Negative und allen Stress fern von eurer Frau und dem Baby. Auch "Wir gucken nur 5 Minuten" - Besuche können Mami und Baby stressen und dazu führen, dass es Probleme beim Stillen etc. gibt.

 

Lasst euch vorher schon zeigen, wie man Wäsche sortiert und wäscht, wie man bestimmte schnelle Gerichte zubereitet, die ihr gern esst etc. - stellt Fragen wenn ihr etwas nicht versteht - oder wählt auch einfach mal die Nummer vom Pizzaservice, lasst es euch gut gehen. hin und wieder mal aufraäumen, durchsaugen, bisschen Wäsche in die Waschmaschine, Geschirrspüler füttern, Müll raus und weiter gehts mit Kuscheln.

 

Beschäftigt euch auch mit Baby und Frau, ihr müsst nicht jede Soche gleich wegwaschen :-)= Hauptsache die Hebamme kommt noch druch bis zu eurer Frau ;-) Kuschelt auch ganz viel mit Baby (Mami mag bestimmt auch mal duschen gehen), macht es euch gemütlich, schlaft wenn ihr schlafen könnt und schaut gemeinsam Filme. Vielleicht wollt ihr anch eingen Wochen ja auch mal kleinere Ausflüge machen, ganz in Ruhe - spazieren gehen, IKEA, Christkindlmarkt - alles möglich, ganz in Ruhe und stressfrei.

 

Eure Freunde können immer noch gratulieren nach 2-3 Monaten, vielleicht ja sogar bei einem gemeinsamen Grillfest mit den Frauen und Kindern und dann auch das kleine Menschlein bestaunen.

 

Am besten ist es natürlich, ihr unterstützt eure Frau auch weiterhin, über Wochenbett und Elternzeit hinaus ein bisschen, denn klar, ihr seide den ganzen Tag in der Arbeit, und sie "nur" zuhause - aber sie betreut euer Kind und schafft vielleicht nicht den ganzen Haushalt allein. Ich bin jedenfalls ganz froh, dass mein Mann ab und an selbst ne Wäsche in die Waschmaschine schmeist und sie anschließend auch aufhängt oder auch mal etwas kocht, wenn ich es nicht geschafft habe.

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