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Mein erstes Mal ... Geburtsfotografie

Schon seit meinen eigenen Schwangerschaften und Geburten beschäftige ich mich mit Geburtsfotografie... durch unserer Fotografieunternehmen habe ich natürlich auch ein bisschen einen anderen Blick dafür und die Lust, selbst Geburten zu fotografieren wurde immer größer und das erwähnte ich auch auf unserer Homepage... Und so meldete sich eines Tages Johanna, die auf ihr 4. Kind wartete...

Sie wohnt 1,5 Stunden entfernt und gerade beim 4. Kind kann es ja auch mal ganz schnell gehen, wir vereinbaren eine Rufbereitschaft von 15 Tagen vor- sowie 15 Tagen nach Termin und ich hoffe inständig, dass alles gut gehen wird, denn als Mama von zwei Kindern muss natürlich auch immer die Betreuung organisiert werden.

 

In ihrem Geburtsbericht, den ich hier mit euch teilen darf, schreibt Johanna:

"Ich habe in den letzten Tagen vor der Geburt alles so toll wie möglich vorbereitet, in der Hoffnung, dass die Geburt um so besser laufen würde, je wohler ich mich fühle.  Deshalb stellte ich mir zusätzlich zum Geburtspool im Bad auch eine 500 Liter Wassertonne in unser zukünftiges Wohnzimmer, da ich mich in der halb liegenden Position bei den letzten beiden Geburten trotz des Wassers ziemlich schwerfällig und bewegungseingeschränkt gefühlt hatte und mir von der Tonne eine Dimension mehr versprach, in der ich meine Position ändern konnte ;) die Hebamme sagte mir schon bei den Planungen, dass sie mir nicht versprechen kann, dass sie mich in der Tonne lassen kann und zur Geburt selbst müsse ich auf jeden Fall da raus, aber für die Eröffnungsphase hab ich sie dazu überredet.
Ich fand kurzfristig auch eine liebe Geburtsfotografin, die anbot, die Geburt fotografisch zu begleiten."

Zwei Tage vor dem errechneten Geburtstermin, am 30.06.2018 nachmittags schreibt Johanna mir, dass es evtl. heut noch ernst werden könnte, sie zeichnet bereits.

 

"Am Samstag Mittag ging der Schleimpfropf weg, nachdem ich am Abend vorher ein paar Wehen gehabt hatte. Ich war genervt, denn ich hatte meinem Mittleren versprochen, am Sonntag mit ihm ins Schwimmbad zu gehen und wusste nicht so recht, ob das ohne Schleimpfropf ratsam war.

Gegen 22.30 Uhr schreibt sie mir, dass die Wellen schon alle paar Minuten, aber mit 30 Sekunden noch "eher kurz" sind....

 

Diese Gedanken hätte ich mir sparen können, denn als ich die Jungs abends ins Bett gebracht hatte, wachte ich um 22 Uhr mit leichten Wehen im 5 Minuten-Abstand auf. Ich brach in Ggeschäftigkeit aus und riss meinen Mann mit: staubsaugen, Wäsche aufräumen, er sollte Tonne und Pool befüllen und so weiter. Zwischendrin informierte ich Hebamme und Fotografin, dass es sein könnte, dass die Geburt bald losgeht."

 

Ich würde am liebsten direkt losfahren, ich halte das nicht für "kurze" Wellen, möchte aber auch ihren Wunsch, noch etwas abzuwarten, berücksichtigen und nicht umsonst so weit fahren. Ich bin nervös, nervöser als vor meinen eigenen Geburten...Ich habe zwar bei Hochzeiten immer mit fotografiert, aber eben nur als Second Shooter, mein Mann ist bei uns eigentlich fürs Fotografieren zuständig und ich muss noch so viel lernen. Ich gehe ins Bad, mache mich frisch, packe den letzten Rest zusammen, die Bereitschaftstaschen stehen ohnehin seit Wochen im Flur...Kurz nach Mitternacht bekomme ich das Okay zum Losfahren, die Wellen liegen jetzt bei 45 Sekunden...

Johanna schreibt darüber in ihrem Geburtsbericht:

"Die Wehen dauerten, als ich um 24 Uhr aus der Dusche kam, noch immer keine Minute, waren aber schon schmerzhaft und ich wollte endlich in meine Tonne, sodass ich Hebamme und Fotografin schrieb, sie sollten kommen. Die Fotografin hatte einen Fahrtweg von knapp zwei Stunden. In der Tonne stellte ich dann fest, dass ich beim Probelauf übersehen habe, dass die Wassertemperatur, die das schwimmende Thermometer anzeigt, auch nur für den oberen Teil der Tonne gilt und es nach unten hin merklich kälter wurde. Also musste mein Mann mit dem Wasserkocher nochmal ordentlich heißes Wasser nachschütten, bis ich mich richtig wohl fühlen konnte.
Ich habe dann in der Tonne die wehen veratmet, Halleluja, war das schön. Genau so hatte ich mir es vorgestellt. Bei jedem ausatmen habe ich gespürt, wie das Baby nach unten schob. Das Telefon klingelte und anstatt ran zu gehen BRACHTE MEIN MANN ES ZU MIR! Ich dachte kurz, ich muss mich scheiden lassen und hab ihn angemotzt dass er verdammt noch mal auch mal ans Telefon gehen kann. Muss ja alles mal gesagt werden :D also erklärte dann doch er der Hebamme den Weg nochmal ;) "

Da ich ja, wie einige wissen, nicht Auto fahre, wartete ich also mit meinem Mann draußen vor der Tür auf die Fahrerin. Es ist der 01.Juli 2018, eine kühle, leicht windige, sternenklare Sommernacht. Mein Mann meinte noch: "Wirst sehen, das geht so schnell, das Baby ist vor dir da!" Aber ich denke mir, Johannas andere Geburten waren auch so 7-8 Stunden, das wird schon passen..

Inzwischen war bei Johanna so kurz nach halb 1 die Hebamme angekommen.

" Sie hatte ungefähr zehn verschiedene Koffer und Taschen dabei, die sie alle aufbaute. Mein Mann kam kurz mit unsrem Mittleren vorbei, der aufgewacht war, und überredete ihn dann, wieder mit ihm schlafen zu gehen. Ich wurde in der Zwischenzeit lauter, die Hebamme sagte, sie würde mich dann doch gerne mal untersuchen und bat mich auf die Couch. Meine Wehenpausen waren für mich gefühlt immer noch schön lang, deshalb war ich sicher, die Geburt würde noch andauern. Die Untersuchung dauerte nur kurz, und die zwei Wehen, die ich deshalb an Land hatte, waren so viel schmerzhafter als im Wasser, ich wollte einfach nur wieder in die Tonne. Die Hebamme meinte, ich solle lieber schnell in den Pool gehen und wenn ich Pressdrang habe, einfach mit schieben. Ich war verwirrt, kam das Baby etwa schon? Die Fotografin war doch noch gar nicht da und mein Mann war doch grade im Bett. Ich fragte mich noch, ob ich das jetzt irgendwie rauszögern kann, aber dann spürte ich auch schon, dass es für derlei Überlegungen zu spät war. Nach zwei Presswehen, unter denen dann auch die Fruchtblase aufging, schwamm unser Baby im Wasser, ich erwischte ihn irgendwie und nahm ihn hoch.

 

Kurz drauf kam mein Mann, der ebenfalls sehr erstaunt war, dass unser Sohn schon da war, und dann die Fotografin, für die es mir am meisten leid tat. Aber sie machte noch einige Fotos, über die ich sehr froh bin."

Als ich endlich ankomme, so kurz nach 2 Uhr, macht mir Johannas Mann die Tür auf und begrüßt mich mit "Hi, das Baby ist schon da, seit ca. 10 Minuten!" - ich kann es garnicht glauben, ich freu mich so unbändig für Johanna, dass ihre Geburt so schnell und einfach verlief und bin gleichzeitig ein bisschen traurig, dass ich tatsächlich die Geburt verpasst habe...ich gebe schnell der Fahrerin Bescheid, dass sie auf mich warten soll und beeile mich, schnappe mir die Kamera und laufe zum Bad, wo Johanna bereits mit dem kleinen Bauchzwerg auf der Brust auf mich wartet, ihre 3 Söhne schlafen oben süß und selig.

 

 

 

Johanna hat sich mit Hypnobirthing und Affirmationskarten auf ihre 4. Geburt vorbereitet. Ihre erste Geburt war ein Kaiserschnitt, die zweite und dritte fanden dann im Geburtshaus statt (Im gleichen, indem auch ich für meine erste Geburt war)

 

Ihre Affirmationskarten hat sie selbst designt und dann neben dem Geburtspool angebracht. Ich bin fest davon überzeugt, dass uns Affirmationen helfen, uns auf so etwas wie z.B. eine Geburt optimal vorzubereiten.

Hier nun ein kleiner Überblick über die Fotos im Pool

Eltern von 4 gemeinsamen Kindern...

Ganz besonders berührt haben mich, vor allem dann nochmal zuhause beim Bearbeiten, die Fotos von Johanna und ihrem Mann, die Blicke, die Gesten, der Umgang miteinander, es war einfach pure Liebe im Raum zu spüren und die beiden brauchten keine Worte, um sich zu verständigen.

Die Hebamme zog sich währenddessen in die Stube zurück, um in Ruhe ihre Dokumentation zu machen, während sie auf die Geburt der Plazenta wartete.

 

Ganz offiziell war ich also doch bei der Geburt dabei, den abgeschlossen ist diese ja erst mit der Plazenta. Das tröstete mich ein bisschen!

Die Stimmung ist entspannt und fröhlich, die Pizza wartet auch schon auf die hungrigen Eltern und ich verlasse das Haus wieder, um beschwingt und glücklich von dieser wundervollen Stimmung nachhause zu fahren.

"Die Plazenta kam nach einer Stunde, und dann musste ich das Wasser verlassen. Hatte eine kleine Schürfung, aber nicht der Rede wert und ich fühlte mich ziemlich fit.


Morgens konnten die Jungs gleich ihren Bruder kennen lernen, das war so schön und so natürlich, für sie und für mich. Mein Großer sagte wortwörtlich: Mama, den hast du gut gemacht! Ich mache dir erst mal ein Müsli! Und dann kam er mit einer großen Schlüssel Müsli und zwei Löffeln, sodass wir gemeinsam Müsli essen und das Baby bewundern konnten. ❤ "

 

Es ist so wundervoll, teilhaben zu dürfen an einem der wunderschönsten Ereignisse, die die Welt für uns Menschen zu bieten hat.

 

Ich bin stolz darauf, in so kurzer Zeit und voller Nervosität doch ganz schöne Aufnahmen gemacht zu haben und freue mich nun auf jede einzelne Geburt, die ich meinem Leben noch begleiten darf ob fotografisch und/oder als Doula.

Mein lieber Dank geht an Johanna, ihren Mann und ihre Hebamme, die sich dazu bereit erklärt haben, dass ich die Fotos hier mit euch teilen darf. Das ist ja doch essentiell für uns Fotografen und ich hoffe auch, dass dieser Blogartikel der ein oder anderen Frau Mut macht zu einer selbstbestimmten (Haus)geburt!

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